Fr / 20 h
26. Oktober 2018
KÖLN
Kunstwerk, Musikclub
Deutz-Mülheimer-Straße 127
Eintritt frei
Gea Brown & Bettina Wenzel & Gea Brown ||
Gerard Lebik || Barbara Kinga Majewska ||
Kasper T Toeplitz || Piotr Zabrodzki
Programm:
Mediale Einführung zur Polnischen Musik Avantgarde des
20. Jahrhunderts und ihren Einfluss auf die aktuelle Musik Polens.
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Józef Koffler
Musique. Quasi una sonata op. 8, à Karol Szymanowski (1927)
Piotr Zabrodzki — Synthesizer
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Wlodzimierz Kotoński
Les Ailes (1973)
Gerard Lebik — Elektronik
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Karol Szymanowski
Three soldier’s songs (1920)
To the girl (Lyrics by Kornel Makuszyński)
About the disappointed soldier (Lyrics by Kornel Makuszyński)
She embodied once Hanka (Lyrics by Kazimierz Andrzej Czyżowski)
Grażyna Bacewicz
Melody for violin and piano (1950)
Lullaby for violin and piano (1952)
Barbara Kinga Majewska — Stimme, Zuspiel & Elektronik
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Pause
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Gea Brown & Bettina Wenzel
VO vs SL (2018)
voice-oscillator versus sonic landscape
Gea Brown — DJing-Sampling, Elektronik
Bettina Wenzel — Stimme & Elektronik
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Kasper T. Toeplitz
Almasty for BassComputer (2016)
Kasper T. Toeplitz — BassComputer
Vorgestellt wird ein breites Spektrum musikalischer Formen beginnend im frühen 20. Jahrhundert. Vier prägenden Komponist*innen der Polnischen Musik Avantgarde werden interpretiert von Barbara Kinga Majewska, Gerard Lebik, Piotr Zabrodzki – Kaspar T. Toeplitz spielt eine eigene Komposition, Gea Brown und Bettina Wenzel präsentieren VO vs SL ihr neues Klangforschungs-Projekt.
Komponist*innen und Interpretinnen:
Karol Maciej Szymanowski (*1882 – 1937) war ein polnischer Komponist und der bedeutendste Vertreter der Komponistengruppe Junges Polen um 1900. Sein Werk umfasst spätimpressionistische Werke.
Grażyna Bacewicz (1909 – 1969) ist die polnische Komponistin, Violinistin und Pianistin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die international anerkannt konzertierte und gewürdigt wurde.
Bis in die fünfziger Jahre stand sie als Solistin auf Konzertbühnen, nicht nur Europas. Aufgrund ihrer Popularität trug sie wesentlich zur Verbreitung polnischer Musik bei. In einer sehr konservativen, patriarchalisch geprägten polnischen Musikwelt ebnete sie den Weg für Komponistinnen, Musikerinnen und Interpretinnen.
Wlodzimierz Kotoński (1925 -2014) war Komponist, Pionier der elektro-akustischen Musik und musique concrète Polens. Er ist Mitglied der im Oktober 1957 von Józef Patkowski gegründeten Experimentalstudios des Polnischen Rundfunks« (PRES) oder EXPERIMENTALSTUDIOS DES POLNISCHEN RADIOS IN WARSCHAU (ESPR). Das ESPR gab den Komponisten die Möglichkeit außer Tonbandmusik, musique concrète (das französische Konzept der Arbeit mit konkretem Klangmaterial) als auch Elektronische Musik (das deutsche Konzept der Komposition mit synthetisch erzeugten Klängen) zu produzieren. Ein besonderes Merkmal des ESPR, welches das polnische Studio von vergleichbaren Zentren unterschied, war seine interdisziplinäre künstlerische Herangehensweise. Sehr bald nach der Gründung kamen Künstler aus Theater, Film, Bildender Kunst und Literatur in das Studio. Das Studio entwickelte sich zu einem exklusiven Raum für kreative Autonomie. Das ESPR war die größte Plattform für freie Meinungsäußerung im Ostblock. Im Dezember 1981 wurde ESPR geschlossen aufgrund des ausgerufenen Kriegsrechts in Polen. Von 1967 lehrte Kotoński Komposition und leitet das Studio für Elektronische Musik an der Musikhochschule Warschau. 1974-76 war er Chef-Redakteur und Leiter des Polnischen Rundfunks und Fernsehens.
Józef Koffler
Der polnisch-ukrainischen Komponisten Józef Koffler (1896-1944) gilt es als einer der bedeutenden Repräsentanten der Zweiten Wiener Schule vor Ausbruch des 2. Weltkriegs. Nach Studien in Wien etablierte er sich in den 1920er Jahren rasch in der europäischen Neuen Musik Szene. In seinen Kompositionen schafft er eine Synthese aus Dodekaphonie und Neoklassizismus. Als erster Professor für atonale und dodekaphonische Kompositionstechniken in Lemberg trug er früher als andere zur Verbreitung von Schönbergs Lehre und Ästhetik bei.
Kasper T. Toeplitz (1960) ist ein polnisch-französischer Komponist und E-Bass-Spieler, der sich mit seinen Kompositionen und Klangflächen im Niemandsland zwischen traditionellen Kompositionsweisen, elektronischer Neuer Musik und Noise Musik angesiedelt hat. Er verfasst Musik für modernen Tanz, Theatermusik, Opern, die auf Literatur fußen. Toeplitz verknüpft auch Visuals mit seinen musikalischen Arbeiten (zum Beispiel Capture für Computer Solo, zusammen mit Dominik Barbier = K_Apture). Außerdem hat er Stücke für sein E-Gitarren Orchester, Sleaze Art, geschrieben und betreibt sein eigenes Label ROSA (Recordings of Sleaze Art) Records. 2003 stellte Toeplitz den sogenannten BassComputer vor, einen teilbundierten E-Bass mit fünf bundierten und vier unbundierten Saiten (ähnlich der Gitarrenharfe). Das Instrument wird über ein Interface mit einem Computer verbunden und der Klang mithilfe von Software aus dem Bereich der Echtzeitklangsynthese (Max/MSP) manipuliert. 2007 gründete er mit Eryck Abecassis und Wilfried Wendling KERNEL, ein Computerensemble, das ausschließlich Interpretationen langer notierter Stücke vorstellt und auf der Basis elektronischer Musikkompositionen (Echtzeitsynthese, Klangsynthese) arbeitet. Seit 1969 lebt Toeplitz in Frankreich, derzeit Paris. http://www.sleazeart.com/KTT.html
Gea Brown & Bettina Wenzel
VO vs SL || voice-oscillator versus sonic landscape ist ein hybrides Live-Set. Samples und teils fragmentarische Klänge aus diversen Kontexten sowie und Sprachklänge werden zu einem Gefüge, das Gea Brown „sonic landscape“ nennt. Dieser hybriden Landschaft werden nun extrem vielschichtige Stimmklänge entgegengesetzt, die Bettina Wenzel „voice-oscillator“ nennt, Resultate ihrer neuesten Stimmexperimente.
Die Zusammenarbeit von Gea Brown und Bettina Wenzel begann 2016, sie basiert auf einer gemeinsamen Recherche, die dem Stück „VO vs SL“ ihre eigenwillige Gestalt geben während eines einwöchigen Stipendiums in Köln, unmittelbar vor dem Konzert.
Gea Brown lebt und arbeitet in Prato/Italien. Nach dem Studium der Kunstgeschichte in Florenz und Mailand experimentierte sie in den Bildenden und Digitalen Künsten. Sie arbeitet als freiberufliche Textildesignerin meist an digitalen Textilentwürfen, sowie als Musikerin. Ausgehend vom DJing entstanden Klangcollagen in denen Gea Brown ihre kompositorische Autonomie ausdrückt. In ihren Performances verschmelzen gesprochene Lyrik, Samples und atmosphärische Klangkulissen miteinander. Ihre neueren Projekte befassen sich mit Stimme, Vokalklängen als kompositorisches Material, wie lässt sich eine Balance erzielen zwischen lautbildenden und klangfarblichen Eigenschaften, gesprochenen und narrativen Sprachstrukturen und Audiophonem in Live-Acts. Gea Brown entwirft live-sets und „sonic landscapes“ für Tanz, Theater, Performance und VideoKunst. Seit 2011 arbeitet sie zusammen mit Sync, einer Plattform für experimentelle, audio-visuelle Künste und Musik http://www.site-sync.com/ . Alessandra Tempesti ist auch eine der Kurator*innen der Kunsthalle LOTTOZERO, Prato – https://www.lottozero.org/kunsthalle/ .
http://www.extrasync.net/
https://vimeo.com/geabrown
Bettina Wenzel ist Stimmkünstlerin, Improvisatoren und Komponistin, lebt und arbeitet in Köln. Seit 2000 widmet sie sich der Entwicklung von intermedialen Stimm-Performances und ist darüber hinaus als Interpretin tätig. Werke von mathias spahlinger, hans w. koch, Harald Muenz, Georg Heike und Moondog gehören zu ihrem Repertoire. Ihre Stimmausbildung erhielt sie von 1992 bis 2001 am “Centre Artistique Roy Hart“ (Thoiras/ Frankreich) nach Alfred Wolfsohn und Roy Hart. Seither exploriert Bettina Wenzel Stimmklang und dessen Extreme. Die Wechselwirkung der Medien Stimme, Objekte und Video steht im Fokus ihrer künstlerischen Arbeiten, die sie seit 2000 in Köln, international und in Zusammenarbeit mit Musikern und spartenübergreifenden Projekten präsentiert. Als Stipendiatin der Kunststiftung NRW und des Goethe-Institut Mumbai war sie von April bis September 2009 sechs Monate lang in Mumbai und hat dort mit indischen Künstlern verschiedener Sparten zusammengearbeitet. Im Juni/Juli 2016 war sie Stipendiatin von Alumnos 47, Mexico. Dort realisierte sie die Klangkomposition „Quantum Song“ für die präkolumbianische Pyramide Cuicuilco.
http://www.wenzelvoice.de
Barbara Kinga Majewska – ugly, bad, untrue & feminine for solo voice with tape
Künstlerin, Komponistin, Musikerin, Sängerin (Mezzosopran) lebt und arbeitet in Warschau. Sie studierte an der Hochschule für Musik Detmold, Solo-Stimme, Kunstlied, Oper und Stimm-Pädagogik, an der Royal Academy of Music in Stockholm, 2012 schloss sie Interdisziplinäre Studien Lied performance an der Fryderyk Chopin University of Music in Warsaw ab. Majewska trat auf mit folgenden Ensembles: Arditti Quartet, Kwadrofonik Ensemble, Kwartludium Ensemble, Royal String Quartet and Ensemble Garage. Neben ihren Auftritten und ihrer Lehrtätigkeit veröffentlicht Majewska Texte für Glissando Magazine, Goethe Institut, National Audiovisual Institut and Muzyka w Mieście Magazine. Seit 2016 veröffentlicht sie monatlich für das Feuilleton des Ruch Muzyczny Magazine. Sie ist auch Autorin von Critical Vocal Guide to Ways of Realization of Nonstandard Music Notation in Contemporary Music (krytycznyprzewodnikwokalny.pl) und des Manifests New Cantability in Contemporary Music.
http://barbarakingamajewska.com/
Gerard Lebik ist Komponist, Musiker (Saxophon und Elektronik), Laptop-Musiker und Klangkünstler.
Er arbeitet sowohl als Improvisator (Freie Improvisation) als auch im Bereich elektronischer und intermedialer Musik, Lebik entwickelt auch Klanginstallationen und Interventionen im öffentlichen Raum. In seinen Kompositionen bearbeitet er sein Klangmaterial durch elektroakustische Techniken, Wave-Generatoren, Luftkompressoren, VHS-Recorder, Video-Objekte, Video-Feedback, audio-visueller Software. Er ist Künstlerischer Leiter und Kurator des Sanatorium of Sound Festivals Sokołowsko. Gerard Lebik lebt in Sokołowsko und Wrocław.
www.gerardlebik.net
http://gerardlebik.blogspot.com/
www.sanatoriumdzwieku.pl/en/platform
Piotr Zabrodzki/ Warschau alias Mista Pista, ist ein klassisch ausgebildeter Pianist und Absolvent der Fryderyk-Chopin-Musikuniversität in Warschau. Er präsentiert sich im weitesten Sinne als Klavierspieler und Keyborder, der sein Publikum mit erdrückenden Cluster-Passagen verwirrt. Zabrodzki spielt mit gleicher Beherrschung Free Jazz, freie Improvisation, bruitistische Elektronik und radikalen Metal; er jongliert frei und kreativ mit verschiedenen Stilen. Außer Tasteninstrumente spielt er auch E-Gitarren, Bassgitarre, Kontrabass und Schlagzeug. Als Sänger und Keyboarder ist er Teil des Ensembles Senk Że/Cinq G/5G – das zur Ragga/Dance Hall Bewegung gehört. Er spielt in dem festen Ensemble der Przybysz Schwestern, Natalia »Natu« und Paulina »Pinnawela« (Soul-Sängerinnen, die vor einiger Zeit die Gruppe Sistars gegründet haben), und er arbeitet mit Marta Kossakowska alias Marika zusammen, einer Reggae/Soul-Sängerin. Mit einer anderen Schlüsselfigur, Bartosz Weber alias Baaba, nahm er zwei CDs auf‚ »die auf den Fake-Jazz im Stile von Lounge Lizards zurückgreifen«. Mit dem Gitarristen Jan Pęczak, dem Saxophonisten Marcin Gańko und dem Schlagzeuger Hubert Zemler, springt er als Blast Muzungu postmodern zwischen Stilen hin und her – im Geiste von John Zorns Naked City, von Country zu Metal. »Avant-Jazz Magma ist der Anfangspunkt, der abhängig von der Laune der Musiker sich einmal in die Stimmung einer Drehorgel kleidet, dann im Handumdrehen eine Mauer aus Störgeräuschen, Quietschen und Pfeifen auftürmt.« Mit Zdzisław Piernik hat er ein vielfältiges Album featuring Zemler und den Violinisten Wojciech Kondrat aufgenommen (Namanga, Vivo 2008035 CD, 2008), auf dem er die sonoren Fähigkeiten des Tubaspielers auf verblüffende Art und Weise nutzt.
Polnischen Musik Avantgarde des 20. Jahrhunderts, kuratiert von Gerard Lebik, wird in Zusammenarbeit mit europäischen Partnern in Nantes (16.Mai 2018 – APO-33 Plateforme Intermédia, La Fabrique), Prag (15.Nov Punctum KRÁSOVKA) und nun auch in Köln präsentiert von Georg Dietzler/gerngesehen.de in Zusammenarbeit mit ON – Neue Musik Köln. Die Programmauswahl von Gerard Lebik wir an den jeweiligen Orten erweitert mit Musiker*innen ausgewählt von den jeweiligen Koordinator*innen.
Initiiert von Sanatorium Dźwięku Festival (Sanatorium of Sound) / in situ foundation Sokołowsko, Polen, wird das Projekt mit freundlicher Unterstützung des polnischen Ministeriums für Kultur und Nationales Erbe im Rahmen des Mehrjahresprogramms “Unabhängiges Polen 2017 – 2021” und im Rahmen des Stipendienprogramms des Adam-Mickiewicz-Instituts “Kulturbrücken” finanziert, sowie von ON – Neue Musik e.V. Köln, gefördert durch die Stadt Köln.